Der SDAX, der zuletzt durch das Finanzpaket von Union und SPD Rückenwind erhielt, hat am Donnerstagabend einen herben Dämpfer erlitten. Zwei Unternehmen sorgten mit ihren Gewinnwarnungen für Ernüchterung unter den Anlegern: Der Personaldienstleister Amadeus Fire und die Parfümeriekette Douglas haben die Erwartungen deutlich nach unten korrigiert. In der Folge brachen die Aktienkurse nachbörslich massiv ein und ließen die gute Stimmung im Nebenwerteindex kippen.
Amadeus Fire: Trübe Aussichten für 2025
Den Anfang machte Amadeus Fire mit einem düsteren Ausblick auf das Geschäftsjahr 2025. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatzrückgang auf 387 bis 417 Millionen Euro und einem Einbruch des EBITDA auf 36 bis 44 Millionen Euro. Bereits im Geschäftsjahr 2024 war der Erlös um 1,2 Prozent auf 437 Millionen Euro gesunken, während das EBITDA sogar um 21 Prozent auf 55,5 Millionen Euro einbrach.
Gründe für den Gewinneinbruch
Die Hauptursache für den Rückgang ist die anhaltende Kundenzurückhaltung im Bereich Zeitarbeit und Personalvermittlung. Besonders deutlich zeigt sich der Effekt in den Bereichen, die auf temporäre Arbeitsverträge und Personalmanagement angewiesen sind. Da die Aufwendungen für die bestehende Personaldienstleistungsorganisation nur verzögert angepasst werden können, fiel der Gewinn überproportional. Hinzu kommen die allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten und die wachsenden Lohnkosten, die das Geschäftsmodell zusätzlich belasten.
Ein weiterer Faktor ist die zunehmende Digitalisierung im Personalwesen, die klassische Vermittlungsmodelle zunehmend unter Druck setzt. Plattformen und KI-gestützte Recruiting-Systeme übernehmen immer mehr Aufgaben, die zuvor menschliche Vermittler erledigten. Amadeus Fire hat zwar begonnen, in diese Technologien zu investieren, doch die Umstellung verläuft langsamer als bei einigen Konkurrenten.
Analysteneinschätzung
Experten sehen die aktuelle Lage bei Amadeus Fire kritisch. Der Personalmarkt ist durch die Konjunkturunsicherheiten stark belastet. Zudem könnte die Digitalisierung im Personalwesen den klassischen Vermittlungsmarkt weiter unter Druck setzen. Viele Analysten stufen die Aktie daher auf „Halten“ oder sogar „Verkaufen“ zurück. Für risikobereite Anleger könnte jedoch gerade der massive Kursrückgang eine antizyklische Kaufchance darstellen, sofern das Unternehmen seine Digitalisierung vorantreibt und die Personalkosten in den Griff bekommt.
Douglas: Parfüm statt Profit
Kurz nach der Hiobsbotschaft von Amadeus Fire kam der nächste Schock: Die Parfümeriekette Douglas korrigierte ihre Prognosen für das laufende Geschäftsjahr deutlich nach unten. Statt eines erwarteten Umsatzes von 4,7 bis 4,8 Milliarden Euro wird nun nur noch ein leichtes Plus auf 4,5 Milliarden Euro anvisiert. Auch das bereinigte EBITDA wird mit 765 Millionen Euro deutlich unter den ursprünglich geplanten 855 bis 885 Millionen Euro liegen.
Ursachen der Korrektur
Grund für die Korrektur ist die weiterhin schwache Konsumstimmung seit Mitte Februar. Insbesondere die sinkende Kaufbereitschaft im stationären Handel macht der Parfümeriekette zu schaffen. Trotz starker E-Commerce-Umsätze bleibt die Gesamtentwicklung hinter den Erwartungen zurück. Verbraucher, die aufgrund der Inflation stärker auf ihr Budget achten, geben weniger für Luxusprodukte aus. Während der Onlinehandel noch einigermaßen stabil läuft, bricht der Umsatz im stationären Geschäft deutlich ein.
Strategische Fehler und Anpassungsprobleme
Douglas hatte sich während der Pandemie stark auf den E-Commerce fokussiert, vernachlässigte dabei aber den stationären Handel. Die Folgen zeigen sich jetzt, da Kunden verstärkt auf persönliche Beratung setzen und gezielt nach Rabatten suchen. Die Kosten für Filialmieten und Personal sind kaum gesunken, sodass die Rentabilität stark unter Druck steht.
Analysteneinschätzung
Die Mehrheit der Analysten bewertet die Aktie von Douglas derzeit neutral bis negativ. Es gibt Stimmen, die eine langfristige Erholung erwarten, wenn sich die Konsumstimmung verbessert. Andere jedoch warnen vor strukturellen Problemen im Geschäftsmodell und sehen die hohen Fixkosten als Belastung.
Auswirkungen auf den SDAX und die Märkte
Die doppelte Gewinnwarnung im SDAX könnte weitreichende Folgen haben. Während die zuletzt positiven Impulse durch das Finanzpaket der Bundesregierung für Aufwind sorgten, droht die Stimmung nun erneut zu kippen. Anleger reagierten nervös, und auch andere Nebenwerte gerieten nachbörslich unter Druck.
Besonders betroffen sind Unternehmen, die ähnlich wie Amadeus Fire und Douglas stark von der Konsumlaune und der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Die aktuellen Kursverluste zeigen, wie schnell sich die Stimmung an den Märkten drehen kann. Eine Kettenreaktion auf andere Nebenwerte ist daher nicht ausgeschlossen.
Langfristige Auswirkungen auf die Aktien
Die aktuellen Entwicklungen werfen die Frage auf, ob die Geschäftsmodelle der betroffenen Unternehmen noch zeitgemäß sind. Während Amadeus Fire durch die Digitalisierung unter Druck gerät, könnte Douglas durch die Schwäche des stationären Handels langfristig an Attraktivität verlieren. Anleger sollten genau prüfen, ob die aktuellen Kurseinbrüche lediglich vorübergehende Rückschläge sind oder auf strukturelle Probleme hindeuten.
Fazit: Bittere Realität für Nebenwerte-Investoren
Die doppelte Hiobsbotschaft von Amadeus Fire und Douglas zeigt, wie volatil der SDAX trotz vorheriger Rally bleiben kann. Während große Indizes wie der DAX oder MDAX zuletzt von konjunkturellen Hoffnungen profitierten, gerieten die kleineren Titel wieder unter Druck. Für Anleger stellt sich die Frage, ob die Rückschläge als Kaufchance oder als Warnsignal zu verstehen sind.
Analysten raten dazu, die nächsten Quartalszahlen abzuwarten und genau zu beobachten, ob sich eine nachhaltige Erholung abzeichnet. In jedem Fall sollten Investoren die Risikobewertung ihrer SDAX-Investments überprüfen und gegebenenfalls Stoppkurse anpassen, um weitere Verluste zu begrenzen.
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