Die Europäische Union reagiert mit entschlossenen Gegenmaßnahmen auf die neuen US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte, die am Mittwoch in Kraft getreten sind. Wie die EU-Kommission bekannt gab, sollen nun EU-Extrazölle auf amerikanische Produkte wie Whiskey und Motorräder eingeführt werden.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass man die US-Entscheidung „zutiefst bedauere“, aber entsprechend handeln müsse:
„Zölle sind Steuern. Sie sind schlecht für Unternehmen, und noch schlechter für Verbraucher.“
Sie betonte, dass die EU-Gegenzölle „stark und verhältnismäßig“ seien.
EU kontert mit Milliarden-Gegenzöllen
Die Gegenzölle der EU sollen sich auf 26 Milliarden Euro belaufen – exakt die Summe, die auch durch die US-Zölle von 25 % auf europäische Exporte betroffen ist. Die EU plant eine zweistufige Reaktion:
Erster Schritt: Ab 1. April treten Extrazölle in Kraft
📌 Betroffene Produkte:
- Whiskey
- Motorräder
- Boote
Diese Maßnahmen erinnern an die EU-Reaktion auf Trumps Strafzölle von 2018, die unter Joe Biden ausgesetzt wurden – und nun reaktiviert werden.
Zweiter Schritt: Ab 13. April weitere Zölle auf US-Produkte
📌 Zusätzliche betroffene Waren:
- Geflügel- und Rindfleisch
- Industriegüter
Diese zweite Maßnahme betrifft US-Exporte im Wert von 18 Milliarden Euro. Die endgültige Liste der betroffenen Produkte wird in den kommenden Wochen mit den EU-Mitgliedstaaten abgestimmt.
EU zeigt sich verhandlungsbereit – aber entschlossen
Trotz der harten Maßnahmen betonte von der Leyen, dass die EU für Gespräche offen bleibe. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic steht in engem Austausch mit seinen US-Kollegen, um eine Eskalation zu vermeiden.
Allerdings betonten EU-Diplomaten, dass die USA nur Stärke respektieren würden. Daher sei eine klare Antwort notwendig, auch wenn man keinen vollständigen Handelskrieg riskieren wolle.
„Die EU ist wirtschaftlich stark genug, um diesen Konflikt durchzustehen, und wird sich weder wirtschaftlich noch politisch erpressen lassen.“ – Bernd Lange (SPD), Vorsitzender des Handelsausschusses im Europaparlament
Deutliche Kritik an Trump aus der EU
🌍 Anna Cavazzini (Grüne): „Trumps Politik schadet der Wirtschaft. Der innenpolitische Druck auf ihn muss steigen, um ihn von seinem Zoll-Irrweg abzubringen.“
🇩🇪 Daniel Caspary (CDU): „Die Gegenzölle der EU sind leider nötig und von der Europäischen Kommission clever gelöst.“
Hintergrund: US-Zölle auf Stahl und Aluminium
Seit Mitternacht gelten in den USA neue Strafzölle von 25 % auf Stahl- und Aluminiumimporte. Diese betreffen nicht nur Rohmaterialien, sondern auch Alltagsprodukte, die Metall enthalten – darunter:
- Tennisschläger
- Kochtöpfe
- Fensterrahmen
- Autopumpen & Stoßstangen
Ex-US-Präsident Donald Trump verteidigte die Zölle mit der Begründung, dass „exzessive Stahl- und Aluminiumimporte die nationale Sicherheit der USA bedrohen“. Insbesondere China wirft Trump vor, den Markt mit billigem Metall zu fluten.
EU: „Europa ist nicht China“
Die EU widerspricht dieser Argumentation entschieden. In Brüssel betont man, dass Europa keine Überkapazitäten produziere, sondern ein hochwertiges, nachhaltiges und reguliertes Marktumfeld für Stahl und Aluminium schaffe.
📢 Bernd Lange (SPD), Vorsitzender des Handelsausschusses:
„Seit wann bedrohen Autopumpen, Stoßstangen, Fitnessgeräte und Angel-Ausrüstungen die nationale Sicherheit der USA?“
Analyse: Wirtschaftliche Folgen für die EU und die USA
🔍 Für die EU:
- Kurzfristig könnten Verbraucherpreise steigen, insbesondere bei importierten US-Produkten wie Whiskey und Fleisch.
- Langfristig könnten europäische Stahl- und Aluminiumhersteller profitieren, wenn die EU-Produktion gegenüber US-Waren bevorzugt wird.
🔍 Für die USA:
- Die US-Wirtschaft könnte durch steigende Produktionskosten leiden, da viele US-Firmen auf europäische Metallprodukte angewiesen sind.
- US-Unternehmen im Whiskey- und Motorradgewerbe (z. B. Harley-Davidson) werden starke Umsatzrückgänge in Europa erleben.
Laut ersten US-Wirtschaftsdaten zeigte sich bereits ein negativer Effekt auf die US-Industrie, insbesondere im Automobil- und Maschinenbau-Sektor.
Fazit: Handelskonflikt mit ungewissem Ausgang
Die EU sendet mit ihren Gegenzöllen ein klares Signal: Man wird keine einseitigen Belastungen hinnehmen, ist aber weiterhin verhandlungsbereit. Der Erfolg dieser Strategie hängt nun davon ab, ob die US-Regierung unter Donald Trump bereit ist, ihre Zollpolitik zu überdenken.
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