In Zeiten von überfüllten Städten und steigenden Lebenshaltungskosten suchen viele Menschen nach Alternativen – sowohl für das Wohnen als auch für die Freizeitgestaltung. Tiny Houses treffen dabei einen Nerv. Doch lohnt sich das Konzept auch als Investment?
Nachhaltiger Trend: Mikroauszeiten in der Natur
Das Bedürfnis nach Erholung und Entschleunigung im Grünen wächst stetig. Immer mehr Städter buchen Wochenenden in abgelegenen Mini-Häusern, um digitale Auszeiten zu nehmen oder flexibel remote zu arbeiten. Anbieter wie Raus, Cabin One oder Heimathaus sprechen gezielt eine urbane Zielgruppe an, die Wert auf Nachhaltigkeit, Individualität und naturnahe Erlebnisse legt.
Für Anleger ergibt sich daraus ein spannendes Potenzial: Geringe Einstiegskosten, oft unter 100.000 Euro, kombiniert mit einer attraktiven Rendite von bis zu sechs Prozent jährlich – so lauten viele Versprechen der Anbieter. Doch wie solide ist dieses Geschäftsmodell wirklich?
Geringes Investment, steuerliche Vorteile
Ein zentrales Verkaufsargument für Tiny-House-Investments ist die steuerliche Absetzbarkeit. Wird das Haus gewerblich vermietet – etwa als Ferienimmobilie –, können Anschaffungs- und Betriebskosten steuerlich geltend gemacht werden. Auch Abschreibungen auf das Gebäude selbst und mögliche Kreditzinsen sind abzugsfähig.
Gleichzeitig erfordert die Investition deutlich weniger Kapital als klassische Ferienwohnungen oder Immobilienprojekte. Das macht Tiny Houses besonders für Privatanleger interessant, die mit überschaubarem Risiko in den Markt einsteigen wollen.
Lage, Genehmigung, Auslastung: Die Risiken
So charmant das Geschäftsmodell klingt – es gibt wesentliche Risiken, die Anleger nicht unterschätzen sollten:
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Genehmigungspflicht: Auch wenn Tiny Houses oft mobil wirken, unterliegen sie in Deutschland denselben baurechtlichen Auflagen wie feste Gebäude. Viele Kommunen erlauben keine dauerhafte Nutzung als Wohn- oder Ferienobjekt. Eine vorherige Baugenehmigung ist essenziell.
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Standortwahl: Die Rendite hängt stark von der Lage ab. Häuser in touristisch wenig attraktiven Regionen oder ohne gute Erreichbarkeit verlieren schnell an Wert. Besonders beliebt sind derzeit Standorte in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder der Lüneburger Heide.
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Betriebskosten und Instandhaltung: Die kleinen Häuser sind zwar wartungsärmer als große Immobilien, aber keineswegs wartungsfrei. Regelmäßige Pflege, Ausstattung und eventuell Pachtkosten für das Grundstück müssen einkalkuliert werden.
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Saisonalität: Anders als bei klassischen Ferienwohnungen kann die Auslastung von Tiny Houses stark schwanken – insbesondere im Winter oder bei ungünstiger Witterung.
Analyse: Für wen lohnt sich das Investment in Tiny Houses?
Die Investition in Tiny Houses eignet sich besonders für:
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Anleger mit begrenztem Startkapital, die in den Immobilienmarkt einsteigen wollen.
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Personen, die ein eigenes Grundstück besitzen und es touristisch nutzen möchten.
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Investoren mit Fokus auf nachhaltige, alternative Wohn- und Urlaubskonzepte.
Nicht geeignet ist das Modell für jene, die eine vollständig passive Kapitalanlage suchen. Der Aufwand für Verwaltung, Reinigung, Marketing und Genehmigungen ist nicht zu unterschätzen – es sei denn, man arbeitet mit professionellen Betreibern zusammen.
Langfristig könnte der Trend anhalten, insbesondere wenn Städte überfüllt bleiben und das Bedürfnis nach naturnaher Erholung weiter wächst. Allerdings sollten Investoren nicht blind dem Hype folgen. Wer rechtlich und wirtschaftlich sauber plant, kann von diesem Nischenmarkt profitieren – mit überschaubarem Risiko und nachhaltiger Rendite.
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