In einer richtungsweisenden Rede am 11. März 2025 in Helsinki betonte Olli Rehn, Gouverneur der Bank von Finnland und Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB), die dringende Notwendigkeit gemeinsamer europäischer Anstrengungen im Verteidigungssektor. Angesichts der aktuellen geopolitischen Herausforderungen forderte Rehn eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Beschaffung von Luftabwehrsystemen und der Produktion von Drohnen, um sowohl die Unterstützung für die Ukraine zu intensivieren als auch die eigene Verteidigungsfähigkeit Europas zu stärken.
Gemeinsame europäische Verteidigungsinitiativen
Rehn unterstrich die Bedeutung gemeinsamer europäischer Finanzierungsstrategien, die darauf abzielen, die kollektive Sicherheit Europas zu stärken und die gemeinsame Beschaffung und Produktion im Verteidigungssektor zu beschleunigen. Er hob hervor, dass insbesondere in den Bereichen der Luftverteidigung und der Drohnenproduktion erheblicher Handlungsbedarf bestehe. Diese Initiativen seien entscheidend, um auf die wachsenden Bedrohungen angemessen reagieren zu können.
Flexible Fiskalpolitik trotz hoher öffentlicher Defizite
Trotz der bereits hohen öffentlichen Defizite der EU-Mitgliedsstaaten plädierte Rehn für die Implementierung der in den neuen Haushaltsregeln der EU enthaltenen Flexibilitätselemente. Voraussetzung hierfür sei jedoch die Wahrung der langfristigen Schuldentragfähigkeit. Diese Flexibilität ermögliche es den Mitgliedsstaaten, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen, ohne die fiskalische Stabilität zu gefährden.
Aktuelle geldpolitische Entwicklungen der EZB
In Bezug auf die Geldpolitik erinnerte Rehn daran, dass die EZB kürzlich die Leitzinsen zum sechsten Mal seit Juni gesenkt habe. Dennoch betonte er, dass die EZB ihre Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung treffen werde und sich dabei die volle Handlungsfreiheit bewahre, insbesondere angesichts der hohen Unsicherheit in der aktuellen wirtschaftlichen Lage.
Auswirkungen auf Wirtschaft und Finanzwelt
Rehns Forderung nach verstärkter europäischer Zusammenarbeit im Verteidigungssektor könnte erhebliche wirtschaftliche und politische Auswirkungen haben. Gemeinsame Investitionen in Verteidigungstechnologien könnten die europäische Rüstungsindustrie stärken und zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen führen. Zudem könnten solche Maßnahmen die geopolitische Position Europas festigen und die Abhängigkeit von externen Akteuren reduzieren.
Die vorgeschlagene flexible Fiskalpolitik könnte den Mitgliedsstaaten ermöglichen, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen, ohne die fiskalische Stabilität zu gefährden. Dies könnte jedoch auch zu Spannungen innerhalb der EU führen, insbesondere zwischen Ländern mit unterschiedlichen fiskalischen Prioritäten. Es bleibt abzuwarten, wie diese Balance zwischen notwendiger Flexibilität und fiskalischer Disziplin gefunden wird.
Insgesamt verdeutlicht Rehns Rede die Notwendigkeit einer kohärenten und koordinierten europäischen Antwort auf die aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Die kommenden Monate werden zeigen, inwieweit die EU bereit ist, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen und die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen.
Quellen:
- Reuters: "EZB-Ratsmitglied Rehn für gemeinsame europäische Rüstungsinvestitionen"
- Finanznachrichten.de: "EZB-Strategie: Zinssenkungen in Sicht, aber keine Eile"
- Finanzen.ch: "Rehn: EZB bewahrt sich völlige Handlungsfreiheit"
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