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Chinas wirtschaftliche Hoffnung verpufft – US-Zölle stoppen Aufschwung im Keim



Gerade als sich Chinas Wirtschaft zu erholen schien, folgt der Rückschlag: Neue US-Zölle treffen Exporte und Konsum gleichermaßen. Für Peking bleiben nur zwei Wege – und beide sind schmerzhaft.

Was noch vor wenigen Wochen als vorsichtiger Hoffnungsschimmer galt, ist binnen Tagen in Ernüchterung umgeschlagen. Die Euphorie um das aufstrebende KI-Start-up Deepseek, das mit technologischem Innovationsgeist und staatlicher Unterstützung ein Symbol für Chinas neuen Wachstumskurs war, wurde durch eine harte Kehrtwende in den Handelsbeziehungen zu den USA zunichtegemacht. Der sogenannte „Deepseek-Effekt“ – eine kurzfristige Belebung der Börsen und Konsumlaune – wurde durch neue Sonderzölle der US-Regierung faktisch ausgelöscht.


Trumps Zollschraube trifft Chinas Schwachstellen – Exporte und Konsum im Doppelschock

Die von Präsident Trump wieder eingeführten und teilweise verschärften Sonderzölle treffen China an den empfindlichsten Stellen seiner Wirtschaft: den Exportsektor, der noch immer als Hauptantrieb der industriellen Produktion dient, und den Binnenkonsum, der zunehmend als Wachstumsmotor der Zukunft gedacht war.

Exportorientierte Unternehmen sehen sich abrupt mit wegbrechender Nachfrage aus den USA konfrontiert – einer ihrer wichtigsten Absatzmärkte. Große Elektronik-, Maschinenbau- und Textilkonzerne drosseln die Produktion oder verschieben geplante Investitionen. Gleichzeitig sorgt die geopolitische Unsicherheit dafür, dass Haushalte und Konsumenten zurückhaltender werden: Konsumfreude wird durch Sparzwang ersetzt, zumal Preissteigerungen durch Importzölle auch auf chinesischer Seite nicht folgenlos bleiben.


Überkapazitäten und Deflation – China droht ein wirtschaftlicher Rückfall

Durch die sinkenden Auslandsaufträge geraten Unternehmen in eine gefährliche Zwickmühle: Einerseits bauen sich Überkapazitäten auf, da weniger produziert werden kann. Andererseits zwingt der Preisdruck auf den Binnenmärkten viele Firmen zu Preissenkungen – ein klassisches Deflationsrisiko.

Pekings bisherige Maßnahmen, etwa günstige Industriekredite und Subventionen, greifen in diesem Umfeld nur noch begrenzt. Denn selbst wenn Unternehmen Geld für Investitionen oder Forschung bekommen, fehlt es zunehmend an globaler Nachfrage. Ein Konjunkturprogramm, das sich primär auf das Angebot stützt, wirkt kaum in einer Situation, in der die Nachfrage gleichzeitig stockt.


Peking hat zwei Optionen – beide mit hohem Preis

Die chinesische Regierung steht nun vor einem wirtschaftspolitischen Dilemma:

  1. Stärkung des Binnenkonsums durch direkte Transfers an Haushalte
    China könnte seine Konsumenten gezielt stärken – etwa durch Steuersenkungen, direkte Geldtransfers oder Subventionen für Konsumgüter. Das würde jedoch bedeuten, den sozialistischen Wohlfahrtsstaat auszubauen, was ideologisch sensibel und fiskalisch anspruchsvoll ist. Gleichzeitig würde es das Machtgleichgewicht zwischen Bürgern und Staat verschieben.

  2. Gezielte Gegenzölle und geopolitische Eskalation
    Alternativ könnte China mit eigenen Handelsbeschränkungen reagieren – etwa auf US-Agrarprodukte, Luxusgüter oder Tech-Unternehmen. Dies würde jedoch eine weitere Eskalation im Handelskrieg bedeuten und ausländische Investoren zusätzlich verschrecken. Der Kapitalabfluss und ein drohender Technologieschock wären realistische Folgen.

Beide Szenarien könnten langfristige Folgen für Chinas Wachstumspfad haben – entweder durch eine Neujustierung des Wirtschaftsmodells oder durch eine zunehmende wirtschaftliche Isolation.


Analyse: Chinas Rückschlag mit globaler Tragweite

Kurzfristige Auswirkungen:

  • Chinas Wirtschaft verliert an Dynamik – globale Rohstoffpreise und Zulieferketten geraten unter Druck.

  • Der Yuan könnte weiter an Wert verlieren – mit Auswirkungen auf die Währungsstabilität in Asien.

  • Internationale Unternehmen mit großer China-Exponierung (z. B. Apple, BASF, Volkswagen) müssen Strategien überdenken.

Langfristige Risiken:

  • Ein Rückzug Chinas aus globalen Märkten könnte zu einer Blockbildung im Welthandel führen – mit USA, Mexiko und Europa auf der einen Seite, China, Russland und Teilen Afrikas auf der anderen.

  • Der technologische Wettlauf zwischen China und dem Westen verschärft sich – etwa bei KI, Halbleitern und grüner Technologie.

Chancen:

  • China könnte durch die Krise gezwungen werden, Konsummärkte im Inland zu stärken und damit langfristig unabhängiger vom Export zu werden.

  • Länder in Südostasien wie Vietnam oder Indonesien könnten als neue Produktionsstandorte profitieren – ein „China+1“-Modell rückt näher.

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